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Von der Hundeleine bis zur Currywurst am Stiel

Wilhelm Peters war es eines Tages leid. Wenn der Duisburger seinen Hund ausführ­te, kehrte er mit einer schmutzigen Sonntagshose heim. Der Grund: Während des Zweiten Weltkriegs führte man den Hund an einer Schnur. Die nahm Straßendreck auf und versaute Peters die gute Hose. Nach einem Sonntagsspaziergang mit schmut­zigen Folgen setzte sich der Duisburger hin und bastelte. Er nahm elastische Bänder und montierte sie aneinander. An einem Ende befestigte er einen Haltegriff, am an­deren ein Halsband. Fertig war die flexible Hundeleine. „Die Firma Flexi behauptet im­mer, sie hätte die Hundeleine in den Siebzi­gerjahren erfunden. Es war aber mein Opa zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt“, sagt Marco Peters.

Zum Beweis nimmt er eine kleine Vitrine von der Wand. Hinter einer Scheibe verbirgt sich der Prototyp der Hundeleine. Daneben liegt ein vergilbter Werbezettel. Auf diesem steht „Rolly, die vollendete Hundeleine“ und der Name des Herstellers: Wilhelm Peters aus Duisburg-Meiderich. Der Kaufmann er­fand die Hundeleine in den 1940er-Jahren. Er meldete sie auch beim Reichspatentamt an, eine Serienproduktion kam aber nie zu­stande. So konnte die Firma Flexi mit dem Produkt später viel Geld machen. Marco Peters störte sich lange daran, wenn sich das Unternehmen aus Lübeck als Erfinder bezeichnete. Mittlerweile ist er gelassener. Das kann Marco Peters auch sein. Dass sein Opa die Hundeleine erfunden hat, hat er seit zwei Jahren schriftlich. Ein Paten­tanwalt bescheinigte es ihm. „Dadurch war die Familienehre wiederhergestellt“, sagt Marco Peters.

Der Duisburger hat seinen 1960 verstorbe­nen Opa nie kennengelernt. Die Geschich­ten des Tüftlers haben ihm seine Eltern erzählt. So lebhaft, wie Marco Peters von seinem Großvater Wilhelm spricht, könn­ten Zuhörer aber meinen, dass die beiden sich begegnet sind. Er erzählt von Büsten­haltern, die mit der Trägerin wachsen. Von einem gescheiterten Versuch, ein Perpe­tuum mobile zu basteln, das sämtliche Energieprobleme der Welt gelöst hätte. Der 45-Jährige versucht sich ebenfalls als Er­finder, auch wenn er das selbst so nie sa­gen würde. „Ich überlege vielmehr, wie man Sachen verbessern kann. Mein Opa hat sich hingesetzt und gebastelt“, erklärt Marco Peters. „Dieser Daniel-Düsentrieb-Typ bin ich nicht.“ Er plant Innovationen in seinem Kopf und nicht an der Werkbank.

Als Marco Peters in den 1990er-Jahren als Aushilfe bei der Trox GmbH arbeitete, störte ihn, dass die Ware immer mit Me­tallbändern zusammengehalten wurde. „Wenn man die durchtrennt hatte, konnte man sie wegwerfen“, sagte Marco Peters. „Ich habe vorgeschlagen, stattdessen Zurrgurte zu nehmen. Die sind wiederver­wendbar.“ Sein Vorschlag kam an. Kurz darauf schuf das auf Klima- und Belüf­tungstechnik spezialisierte Unternehmen einen Posten im Ideenmanagement. Mar­co Peters bekam eine Festanstellung. Von seinen Ideen profitiert Trox noch heute. Welche Ideen außer dem Einfall mit den Gurten noch seinem Kopf entsprungen sind, darüber darf er nicht reden. Be­triebsgeheimnis. Als Ideenmanager reiste Marco Peters durch die Republik. Wie es der Zufall wollte, lernte er einen Mitarbei­ter von Kabel eins kennen. Der TV-Sender plante 2010 das Format „Jumbos Würst­chenmillionär“, einen Wettstreit zwischen Imbissbuden-Betreibern. „Die brauchten noch einen Kandidaten, der meinte, alles besser zu wissen. Ich war offenbar geeig­net“, sagt Marco Peters und lacht. Er nahm teil. Auch wenn der Duisburger den Wett­streit nicht gewann, so hatte er eine neue Leidenschaft entdeckt. Marco Peters gab seinen Job bei Trox auf und machte sich mit „…iss doch wurscht!!!“ selbstständig.

Auch im Imbisswagen experimentiert er. Schon vor sieben Jahren brachte Marco Peters eine Wurst auf den Markt, die ohne Glutamat und Hefeextrakte hergestellt wird. „Mein Sohn Dominik hat eine Gluta­matallergie. Deshalb habe ich eine Wurst entwickelt, die auch er vertragen kann“, sagt er. Marco Peters experimentierte zu­dem bei den Saucen. Auf dem Parkplatz an der Kaßlerfelder Albertstraße verkauft der Tüftler die Erdbeer-Currywurst. Die fruch­tige Sauce kommt an. Ein Patent für die Erdbeer-Currywurst hat Marco Peters nicht angemeldet – anders als bei seiner neuen Kreation „Stichy“. Es ist eine Currywurst mit Pommes am Spieß. Marco Peters hat die Rezeptur ständig modifiziert und die Fami­lie probieren lassen. Er rechnet damit, bald eine Nachricht vom Patentamt zu erhalten, in der seine Kreation als Neuerfindung an­erkannt wird. Auch wenn seine neue Wurst „Stichy“ noch gar nicht auf dem Imbiss­markt eingeführt ist, so denkt Marco Peters schon über neue Produkte nach. „Wenn mein Opa etwas erfunden hatte, wurde ihm schnell langweilig. Dann hat er sich etwas Neues überlegt“, sagt der Duisburger. „In dem Punkt bin ich ihm ähnlich.“

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