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Das Pokalfinale vergesse ich mein Leben lang nicht

Wodurch ist Ihre Liebe zum MSV Duisburg entfacht worden?

Da hat auch Trotz eine große Rolle gespielt. Ich traue mich gar nicht, es laut zu sagen: Mein Vater war glühender Schalke-Fan. Und mein Bruder hat dem Hamburger SV die Daumen gedrückt. Ich hatte das Glück, dass mein Cousin mich häufig zum MSV mitgenommen hat. Wir haben immer für drei D-Mark auf der Vortribüne gesessen und wurden dort nass wie eine Katze.

Können Sie sich noch an Ihren ersten Stadionbesuch erinnern?

Das war im Jahr 1973, der MSV hat gegen Fortuna Düsseldorf gespielt und 0:1 verloren. Torschütze war Reiner Geye in der 73. Minute. Die Bilder sind noch in meinem Kopf. Auch wenn er gegen mein Team getroffen hat, fand ich Reiner Geye danach sehr gut. Doch mit der Schwärmerei hatte es sich bald erledigt. Ich hatte als junger Erwachsener auch eine Phase, wo Fußball kaum noch eine Rolle bei mir gespielt hat.

Warum hatten Sie das Interesse verloren?

Mich hat es zum Handball hingezogen, der OSC Rheinhausen war mein Verein. Als ich dann bei Radio Duisburg begonnen habe, hatte ich zwangsläufig wieder mehr mit dem MSV zu tun. Gott sei Dank musste ich nur einmal eine Live-Reportage machen. Vor der Aufgabe hatte ich einen Riesenrespekt. Du musst in einer Tour reden und darfst dir keine Fehler erlauben. Ich war froh, als das Spiel vorbei war. Einmal Live-Reporter – und nie wieder.

Was haben Sie stattdessen für das Radio gemacht?

Mit meinem Kollegen Guido Jansen habe ich Konzepte wie den MSV Countdown entwickelt. Dazu gehörte auch eine Hitparade, bei der die Hörer auswählen konnten, welche Songs vor dem Anpfiff gespielt werden. Damals haben wir auch das Duisburg-Lied von Dagmar Albert Horn, Bülent Aksen und Peter Közle ausgegraben. Und das wird heute noch vor jeder Partie in der Arena gespielt.

Was war Ihr Highlight als Duisburg-Fan?

Das DFB-Pokalfinale 1998 werde ich mein Leben lang nicht vergessen. Wir haben mit Radio Duisburg vor dem Anpfiff live vom Wittenbergplatz in Berlin gesendet. Und unser Übertragungswagen war die ganze Zeit von Fans umlagert. Die Kioskbesitzer haben sich dumm und dämlich verdient. Und dann führst du später im Olympiastadion mit 1:0 gegen den großen FC Bayern München. Leider fehlte am Ende das Tüpfelchen auf dem i. Wir haben unglücklich verloren und die Bayern konnten mal wieder feiern.

In mehr als vier Jahrzehnten als MSVAnhänger haben Sie viele Fußballer getroffen. Gibt es einen persönlichen Lieblingsspieler?

Natürlich Ennatz Dietz. Ich weiß, dass die Antwort nicht sehr originell ist. Aber Dietz war immer ein Vorbild – auf und neben dem Platz. Ich ziehe da gerne Parallelen zum kürzlich verstorbenen Uwe Seeler. Beide Spieler sind trotz ihrer großen sportlichen Erfolge immer sehr bodenständig geblieben. Als Kind war mein Lieblingsspieler Ronnie Worm. Der Grund liegt auf der Hand: Der hat damals die meisten Tore geschossen. Sie zählen drei Spieler aus der Duisburger Bundesliga-Zeit auf. Die Gegenwart spielt sich in der Dritten Liga ab.

Haben Sie schon mal daran gedacht, dem Klub den Rücken zu kehren?

Das geht doch nicht. Wer sich nach Niederlagen oder Abstiegen nach einem neuen Verein umguckt, ist doch kein Fan, sondern höchstens ein Sympathisant. Man kann im Leben viel wechseln. Wenn ich umziehe, wechsele ich den Friseur. Aber ich wechsele doch nicht den Verein.

Schaffen Sie es noch regelmäßig ins Stadion?

Bei den ersten Heimspielen dieser Saison war ich immer vor Ort. Der Deutsche Fußball- Bund kennt offenbar meinen Terminplan. Aber ich werde im Laufe der Saison auch einige Spiele verpassen. Es steht momentan viel an: Ich toure mit meinem aktuellen Programm durch Deutschland und habe außerdem noch Shows mit der Sängerin Mary Roos. Und dann kümmere ich mich noch um mein Projekt in Malawi.

Worum geht es dabei?

Ich lasse in dem Land mithilfe von Spendengeldern ein Schulzentrum bauen. Eine Grundschule für 400 Kinder steht bereits. Nun soll dort noch eine weiterführende Schule für 250 Kinder entstehen – hauptsächlich für Mädchen. Sie sollen die Chance bekommen, ihr Leben nachhaltig zu verändern. In Malawi herrscht große Armut. Nur wer Bildung erhält, findet einen Ausweg. Und der finanzielle Aufwand ist gering. Gerade einmal 55.000 Euro kostet der Neubau – inklusive Klassenzimmer, Lehrerzimmer, Toiletten und allem Drum und Dran. Ende des Jahres möchte ich die Spendengelder zusammenhaben. Im März 2023 könnte dann der Bau beginnen und bereits zwei Monate später könnten wir die Einweihung feiern.

Und wann können Sie wieder einen Aufstieg mit dem MSV Duisburg feiern?

Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es in naher Zukunft wieder hoch geht. In der Stadt und im Verein schlummert so viel Potenzial. Nun gilt es auch, das auszuschöpfen.

Denis de Haas

 

Wolfgang Trepper

Wolfgang Trepper, 61, stammt gebürtig aus Rheinhausen. Er machte sich als Handballmanager einen Namen. Den OSC Rheinhausen führte Trepper in dieser Funktion zweimal in die Bundesliga. Von 1997 bis 2007 arbeitete er bei Radio Duisburg, zunächst als Moderator und später als Chef vom Dienst. 2003 begann seine Karriere als professioneller Kabarettist. Trepper hat bereits 22 Programme auf die Bühne gebracht. Als Fußballexperte ist er regelmäßig bei der Sendung „Doppelpass“ auf Sport1 zu Gast.

Die Daten zu seiner aktuellen Tour finden sich auf wolfgang-trepper.de/tourkalender. Am 3. November tritt Trepper in seiner Heimatstadt auf. Dann moderiert er in der Mercatorhalle die 7. Duisburger Comedy Night. Um 20 Uhr geht es los. Unter anderem stehen an dem Abend Lisa Feller und das Duo Emmi & Willnowsky auf der Bühne. Die Tickets kosten 21,40 Euro und können über Treppers Internetseite gebucht werden.


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