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Leben im vernetzen Duisburg

Die Stadt möchte eine Smart City werden. Dafür wurde ein Masterplan verabschiedet und ein Innovationszentrum gegründet. Prof. Dr. Frederik Ahlemann von der Uni Duisburg-Essen erklärt, wie die Infrastruktur für mehr Lebensqualität sorgen kann.

Duisburg im Jahr 2022: Ein Mann sitzt in einem Straßencafé. Er schlürft seinen Cappuccino. Da vibriert das Smartphone. Der Mann öffnet eine App. Auf dem Display liest er: Ihr Personalausweis liegt in circa 15 Minuten zur Abholung bereit. Der Mann verlangt die Rechnung, bezahlt und macht sich auf den Weg ins Bürgerbüro. Unterwegs hat er noch Zeit, mit dem Handy die Servicegebühr zu überweisen. Wenig später hält der Mann das neue Dokument in den Händen.

Masterplan Digitales Duisburg

„So etwas ist in Duisburg in den kommenden Jahren vorstellbar“, sagt Prof. Dr. Frederik Ahlemann. Der Wirtschaftsinformatiker hat in einen Seminarraum an der Uni Duisburg- Essen geladen. Hier lehrt der 44-Jährige Wirtschaftsinformatik und Strategisches IT-Management. Sein Team zeigt Unternehmen, wie sie mit dem Einsatz von Informationstechnologie effizienter arbeiten können. Aktuell beschäftigt den Lehrstuhl ein anderes großes Projekt: der „Masterplan Digitales Duisburg“. Auf Initiative des Oberbürgermeisters Sören Link, der Stadt und der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) entstand ein Konzept, das Bürger, Wirtschaft und Verwaltung innovativ vernetzen soll. Um dieses umzusetzen, gründete sich im Sommer 2018 die Ideenschmiede „Smart City Duisburg Innovation Center“. „Das Ziel ist dabei, die Infrastruktur einer Stadt so zu gestalten, dass sie für die Bürger lebenswerter und für die Wirtschaft effizienter wird“, sagt Frederik Ahlemann. Eine App, mit der Behördengänge vereinfacht werden, wäre ein Beispiel. Doch die Pläne für ein smartes Duisburg sind viel umfassender. Das zeigt Peder Bergan anhand einer Präsentation: Ahlemanns Mitarbeiter ist Doktorand an der Uni Duisburg-Essen und leitet das Innovationszentrum. „Der Masterplan für die Smart City in Duisburg umfasst sieben Handlungsfelder“, sagt der 33-jährige Norweger und deutet auf den großen Monitor. Dort ist eine Grafik mit den Schlagworten Bildung, Mobilität, Infrastruktur, Breitband, E-Government, Wohnen und Wirtschaft zu sehen. In diesen Bereichen soll Duisburg smarter werden.

Prof. Dr. Frederik Ahlemann von der Uni Duisburg-Essen.

Bereitschaft der Bürger vorausgesetzt

Dafür wurden bereits mehr als 80 Ideen gesammelt. Ein Beispiel ist die intelligente Mülltonne. Sensoren erkennen dabei, wie voll der Behälter ist. Die Daten landen bei den Wirtschaftsbetrieben und spielen eine Rolle bei der Leerung. „Die Müllabfuhr könnte die Routen anpassen und effizienter arbeiten“, erklärt Frederik Ahlemann. Auch das Thema Verkehrsfluss spielt im Masterplan eine große Rolle. „Staus sind nie gut für die Wirtschaftskraft einer Stadt“, sagt Ahlemann. Eine App könnte die Probleme mindern. „Wir könnten uns Sensordaten und Algorithmen zunutze machen“, erklärt der Wissenschaftler. „Der Nutzer bekäme dann angezeigt, wann es günstig wäre, morgens zur Arbeit aufzubrechen.“ Das würde aber auch Flexibilität voraussetzen. „Es hilft ja nicht, nur eine App zu entwickeln und anzubieten. Die Bürger müssen auch bereit sein, ihr Verhalten anzupassen“, sagt Ahlemann. Bis die Duisburger sich die Alltagshilfen auf ihr Handy herunterladen können, wird aber noch Zeit vergehen. Derzeit geht es erstmal darum, die Voraussetzungen für eine smarte Stadt zu schaffen. Im Rechenzentrum der DVV ist bereits die Online-Plattform „Rhine Cloud“ eingerichtet worden, in der Personen und Dienstleistungen verknüpft werden. „Natürlich standen bei der Entwicklung die Themen Datenschutz und Sicherheit an oberster Stelle“, sagt Peder Bergan. Damit die innovativen Projekte realisiert werden können, ist auch ein fortschrittliches Netzwerk notwendig. Dieses Internet of Things (IoT) baut die DVV momentan auf. „Es geht dabei darum, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu verbinden“, erklärt Ahlemann. „Das spart Kosten. Wir können ja nicht zig Sim-Karten in Haushaltsgeräten verbauen.“

Smart City für die Bürger

Von der Entwicklung des Internet of Things sollen die Bürger im besten Fall nichts mitbekommen. Von der Entwicklung Duisburgs hin zur Smart City hingegen schon. Ahlemann und seine Kollegen halten nichts davon, Konzepte nur aus dem akademischen Elfenbeinturm heraus zu entwickeln. „Wir wollen die Bevölkerung mitnehmen“, sagt der Uni-Professor.

Zu den sieben Handlungsfeldern gibt es in den kommenden Wochen Workshops, an denen die Bürger teilnehmen können. Schließlich sind sie es, die ihre Zeit bei Behördengängen vergeuden und bei langen Staus ins Lenkrad beißen. So was soll im smarten Duisburg der Vergangenheit angehören.

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