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Zwischen Fechten und Friesenkampf

Sobald Hans-Otto Meyer die Fechthalle bei Eintracht Duisburg betritt, fokussiert er sich. Soeben im Erdgeschoss, da sprudelten die Geschichten aus ihm heraus. Da erzählte er von einem langen, erfolgreichen Leben als Sportler, Trainer und Funktionär. Im Keller gibt sich Hans-Otto Meyer wortkarg. „Ich muss mich auf mein Duell konzentrieren“, sagt er. Meyer ist mittlerweile 81 Jahre alt, doch beim Fechten wirkt er deutlich jünger.

Der Senior steht in voller Montur bereit. Schuhe, Socken, Unterziehweste, Hose und Jacke gehören zur Ausrüstung beim Fechten. Meyer zieht eine Maske auf und bringt sich mit seinem Degen in Position. Sein Gegner ist sein Vereinskollege Peter Volk. Meyer kreuzt zur Begrüßung die Klingen mit dem 65-Jährigen – dann beginnt der Kampf.

Ein Piepen durchdringt die Halle. Meyer hat einen Treffer gelandet und damit das elektronische Signal ausgelöst. Im Duell muss er aber auch einstecken. Und trotzdem zieht der Fechter ein positives Fazit. „Ich habe nichts verlernt“, sagt Meyer mit einem dicken Grinsen, nachdem er die Maske wieder abgesetzt hat. Seit mehr als sechs Jahrzehnten ficht er nun.

Zu Beginn der 1960er-Jahre hatte der gebürtige Gelsenkirchener zum ersten Mal eine Sportwaffe in der Hand. „Die habe ich mir damals noch gebraucht gekauft“, sagt Meyer. Sein erster Verein waren die Sportfreunde Hamborn 07. Als sich die Fechtabteilung auflöste, wechselte er zu Eintracht Duisburg. Meyer holte Titel für seinen neuen Verein, feierte unter anderem den Gewinn der Landesmeisterschaft. Und er förderte später Talente. „Es hat mir immer Spaß gemacht, Kindern und Jugendlichen das Fechten beizubringen“, erklärt Meyer.

Meyer im Duell mit Vereinskollegen Peter Volk.

Talent als Friesenkämpfer

Er war ein sportliches Multitalent. Das Fechten alleine reichte ihm nicht. „Ich habe lange Zeit bei der Duisburger Berufsfeuerwehr gearbeitet und wollte für die Einsätze topfit sein“, erklärt Meyer. Vor Dienstbeginn drehte er seine Laufrunden um die Wache. Ein Bekannter sprach Meyer dann an und machte ihn mit einer Sportart vertraut: dem Friesenkampf.

Fünf Disziplinen beinhaltet das Format: Die Teilnehmer sammeln Punkte beim Fechten, Schwimmen, einem 1000-Meter-Lauf, Luftgewehrschießen und beim Kugelstoßen. Als junger Erwachsener trainierte Meyer für den Wettkampf. „Die meisten Disziplinen lagen mir, nur beim Kugelstoßen hat es mit der Technik anfangs nicht gepasst“, gibt er zu.

Trotz des Defizits nahm der Eintracht-Sportler bald an Deutschen Meisterschaften teil – und landete in seiner Altersklasse sogar zwei Mal auf dem ersten Platz. „Die vielen Stunden am Schießstand, im Schwimmbad, im Leichtathletikstadion und in der Fechthalle haben sich ausgezahlt“, sagt Meyer. Auch als Trainer führte er Duisburger Friesenkämpfer zu Meistertiteln. Seine aktive Karriere in dieser Sportart beendete Meyer im Alter von 75 Jahren – nach insgesamt 122 Wettkämpfen.

Dem Fechten blieb er treu. Zweimal in der Woche fährt er heute noch von seinem Wohnort Recklinghausen zum Training nach Duisburg. „Ich brauche dieses Vereinsleben und den Austausch mit anderen Mitgliedern“, sagt Meyer. „Das hält mich jung.“ Dann zieht er wieder die Maske auf, bringt sich in Position – und setzt mit seinem Degen den nächsten Treffer.

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