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Ein Hobby mit Haken

Martin Groß steht auf einem Steinplateau und schaut auf die Ruhr. Auf der Wasseroberfläche haben sich kleine Ringe und Bläschen gebildet. „Das sieht nach erhöhter Fischaktivität aus“, sagt Groß. Er öffnet seinen Rucksack, holt eine Plastikbox raus und präsentiert einen kleinen gelben Gummifisch. Diesen Köder befestigt Groß an einem Haken. „Mal schauen, ob wir damit einen Hecht anlocken können“, sagt der 36-Jährige. Groß wirft die Angel aus. Er dreht an einer Kurbel und wartet. Es beißt jedoch kein Fisch an. Auch bei den nächsten Versuchen hat Groß keinen Erfolg.

Start am Forellenteich

„Versuchen wir es mal mit einem anderen Köder“, sagt der Angler. Während Groß einen grauen Gummifisch am Haken befestigt, spricht er über seine große Leidenschaft. Im Alter von 16 Jahren hatte der Walsumer zum ersten Mal eine Angel in der Hand. „Ein Freund hat mich mit zu einem Forellenteich nach Alpen genommen“, erzählt Groß. Der Ausflug an den Niederrhein war erfolgreich. Groß zog eine Forelle aus dem Wasser – und hatte nun ein neues Hobby.

Entspannung nach Feierabend: Martin Groß kann beim Angeln an der Ruhr gut abschalten.

„Eine geräucherte Forelle schmeckt umso besser, wenn man sie selbst gefangen hat.“

Martin Groß

Er machte einen Angelschein, entdeckte neue Reviere in seiner Heimatstadt Duisburg und eignete sich neue Techniken an. „Mittlerweile gehe ich vermehrt auf Raubfische“, erklärt Groß, der schon einen 77 Zentimeter großen Hecht aus dem Schlossteich Wittringen in Gladbeck geholt hat.

Im Unterlauf der Ruhr, also auch auf Duisburger Stadtgebiet, sind vermehrt Friedfische zu Hause: Brassen, Rotaugen oder Schleien schwimmen hier im Wasser. Groß hatte zuletzt einen Rapfen, der vom Friedfisch zum Raubfisch wird, an der Angel. Der Duisburger weiß auch, dass klassische Raubfischarten wie Barsche, Hechte oder Zander in diesem Bereich unterwegs sind. Groß hat mittlerweile den Köder ausgetauscht – und startet nun einen neuen Versuch. Ein Frachtschiff fährt unter der nahegelegenen Aakerfährbrücke hindurch. Die „Endeavour“ ist auf ihrem Weg in Richtung Mülheim. „Wenn Schiffe das Wasser aufwirbeln, steigen oft die Chancen, dass ein Fisch anbeißt“, erklärt Groß. Er ist weiterhin zuversichtlich.

Martin Groß befestigt den Köder.

Leidenschaft zum Beruf gemacht

Der Angler hat mittlerweile Gesellschaft bekommen. Monika Kuffer steht neben ihm am Ruhrufer. Die 39-Jährige leitet die Duisburger Filiale des Angelshops Askari. Martin Groß ist ihr Mitarbeiter. „Ich war gerade in der Nähe und wollte mit dir noch über die Dienste in den kommenden Tagen sprechen“, sagt Kuffer. Die beiden legen ihre Smartphones nebeneinander und machen Einträge in ihren Kalendern. Martin Groß arbeitet seit November 2022 bei Askari und hat dort seine Angelleidenschaft zum Beruf gemacht.

Nach dem kurzen Austausch verabschiedet sich Monika Kuffer von ihrem Kollegen. „Ich hoffe, dass du heute noch was fängst“, sagt die Filialleiterin. „Mal abwarten“, entgegnet Martin Groß. Er holt an diesem Abend tatsächlich noch etwas aus dem Wasser – allerdings fischt er nur eine leere Seifenblasendose mit einem Stabkescher aus der Ruhr. „Mir ist es wichtig, die Umwelt sauber zu halten“, betont Groß.

Groß besitzt eine umfangreiche Ködersammlung.
Hin und wieder muss er Platz für Kanuten machen.

Angeln ist Ehrensache

Naturschutz sollte für jeden Angler selbstverständlich sein. Es gibt aber auch strenge Regeln, die kennen muss, wer das Hobby ausüben will: Eine besagt, seinen Fang ab einer bestimmten Größe nicht wieder ins Wasser zu werfen. Andernfalls werden dem Tier laut Gesetz sinnlos Schmerzen zugefügt. Groß nimmt seine geangelten Fische daher immer zum Verzehr mit nach Hause. „Eine geräucherte Forelle schmeckt umso besser, wenn sie selbst gefangen ist“, betont er.

Heute bleibt sein Eimer leer. Groß packt nach zwei Stunden sein Equipment zusammen und verlässt seinen Angelplatz. Niedergeschlagen ist er nicht, selbst die besten Angler gehen zuweilen mit leeren Händen nach Hause. „Das gehört dazu“, sagt Groß, „trotzdem ist jeder Angelausflug toll, man ist an der frischen Luft, genießt den Anblick des Flusses und kommt zur Ruhe.“ Kinder gehen derweil an ihm vorbei. Sie tragen ihre Kanus zum Ufer, setzen sich in die Boote und paddeln über die Ruhr. Groß wird bald an diesen Platz zurückkehren, um seine Angel erneut auszuwerfen. Aber jetzt fährt er erstmal mit seiner Frau zur Nordsee. Selbstverständlich nimmt er die Angel mit in den Urlaub. „Und dann hoffe ich mit ein paar Dorschen und Makrelen zurückzukehren.“

Am Ende des Tages fischt der Angler nur eine leere Dose aus dem Wasser.

Kilometer 219,3

Die Ruhr entspringt in der Nähe der sauerländischen Stadt Winterberg. 219,3 Kilometer lang ist der Fluss, der in Duisburg in den Rhein mündet.

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