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Kunst aus der Dose

Marten Dalimot macht aus unscheinbaren grauen Stromkästen und Netzstationen im gesamten Stadtgebiet echte Hingucker.

Marten Dalimot ist auf der Jagd. Immer und überall im ganzen Stadtgebiet. Seine Waffe ist dabei zum Glück nicht gefährlich, sondern zaubert beeindruckende Farben­pracht an unscheinbare Orte und den Men­schen damit ein Lächeln ins Gesicht. Er ist auf der Jagd nach dem perfekten Motiv für den perfekten Ort. Dalimot ist Duisburgs wohl bekanntester Graffiti-Künstler und jedes Kind kennt einige seiner Werke. Der 36-Jährige hat schon Hunderte Kunstwerke geschaffen. Auf Hausfassaden, Bahnhöfen, Unterführungen, Wasserwerken und vielem mehr durfte er sich verewigen. Seit eini­gen Jahren ist er auch für die Netze Duis­burg GmbH unterwegs. Wenn Bürger anrufen und um die künstlerische Gestal­tung eines Stromkastens oder einer Netz­station bitten, wird die Straße zu Dalimots Galerie. Rund 200 Projekte hat er gemein­sam mit dem Duisburger Netzbetreiber schon verwirklicht. 

„Schon als Schüler haben mich Graffi­tis fasziniert“, erinnert sich Dalimot. Das Zeichnen auf Papier wurde ihm zu langwei­lig und ein Oberhausener Jugendzentrum bot ihm die Chance, seine Leidenschaft ganz legal zu perfektionieren. Duisburg hatte damals, Anfang der 2000er Jahre, keine große Sprayerszene. An legale Flä­chen, auf denen die Straßenkünstler sich hätten austoben können, dachte zu der Zeit niemand. „Ich habe im Studium mei­ne Abschlussarbeit über Graffiti-Kunst geschrieben. So kamen auch Kontakte zu Streetworkern und der Stadt zustande.  

„Oh Schreck, ein 12-Ender", Marten Dalimot wird in Baerl Teil seines eigenen Kunstwerks.

Gemeinsam haben wir es geschafft, An­laufpunkte für die Duisburger Szene zu schaffen“, erklärt Dalimot. Und ein Blick in die Duisburger Sprayerkunst lohnt sich. „Die Szene ist nicht besonders groß, hat aber eine gute künstlerische Qualität.“ Wer sich davon ein Bild machen möchte, kann die urbane Kunst an den legalen Flächen in Meiderich an der Unterführungsstraße und am Grünpfad in der Nähe der Winterstraße bestaunen.  

Dalimot selbst braucht schon seit langer Zeit keine öffentlichen Flächen mehr, auf denen er sich ausprobieren und verewigen kann. Die überlässt er lieber dem Nach­wuchs. Der Diplom-Kommunikationsde­signer lebt von seiner Kunst, verschönert im Auftrag Flächen aller Art. Bei einer die­ser Arbeiten ist auch der Kontakt mit dem DVV-Konzern entstanden. Andreas Grehl, heute Betriebshofleiter bei der DVG, küm­merte sich um Vandalismusprävention und suchte nach einer Möglichkeit, Umspann­werke und Haltestellen vor Schmierereien zu bewahren. „Am Sonnenwall hat Marten Dalimot damals eine große Fassade bear­beitet. Da habe ich ihn angesprochen, ob er so etwas auch für uns machen könne“, erin­nert sich Grehl. Das Konzept ging auf, denn Graffiti-Kunstwerke bleiben von Schmiere­reien und anderen weniger professionellen Spray-Attacken meist verschont – ein Eh­renkodex in der Sprüherszene. Stattdessen gibt es für die Netze Duisburg dauerhafte „Kunst am Kasten“.  

In Aktion

Wollen Sie Marten Dalimot und seine Kunst mit der Dose noch näher ken-nenlernen? Unser Video dazu finden Sie hier.

„Meine erste Arbeit war ein Wakeboarder, der auf einem stilisierten Stadtwerke-Logo surft. Zu sehen ist sie auf einer Anlage an der Wedau“, sagt Dalimot. Dies sollte der Auftakt zu einer langen und erfolgreichen Zusammenarbeit zwischen dem Sprüh­dosen-Künstler und dem DVV-Konzern werden. Bei rund 200 Werken fällt die Aus­wahl schwer und doch hat Dalimot seine eigenen, ganz persönlichen Schätze dabei. „Die Netzstation am Lehmbruck-Museum mit dem Porträt von Beuys finde ich auch heute noch besonders schön. Und natürlich die Gasdruck-Anlage am Landesarchiv mit dem Origami-Schwan, der aus einer alten Zeitung herauswächst. Das war eine Ge­meinschaftsarbeit mit einem befreundeten Sprayer aus Weimar“, sagt Dalimot.  

Bei aller Auftragsarbeit liegt dem Profi­sprayer aber auch die Nachwuchsförderung besonders am Herzen. In Seminaren und Workshops vermittelt er jungen Sprayern Tipps und Tricks beim filigranen Umgang mit der Sprühdose. Manchmal entdeckt er dabei auch verborgene Talente, die bis dato selbst nichts von ihren Fähigkeiten wuss­ten. Er schickt sie dann los. Auf die Jagd – nach dem perfekten Motiv am perfekten Ort. 

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