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Kunst für Charts-Stürmer und die Champions League

Mit einem selbstgemalten Bild für seine Wohnung fing alles an.

Dominik Reinert öffnet die Tür eines alten Fabrikgebäudes in Duissern. Mitgebracht hat er zwei Promis: Souldiva Alicia Keys und Rapper Travis Scott. Allerdings sind die beiden Musik-Superstars nicht mit dem Flugzeug aus den USA nach Deutschland gekommen. Reinert hat ihre Gesichter mit Acrylfarbe auf Leinwänden verewigt. Die Malerei ist das große Hobby des 29-jährigen Duisburgers. Viele seiner Porträts zeigen Größen aus Musik und Sport. Mehr noch: Einige Bilder hängen sogar in den Häusern der Stars.

Reinert setzt sich auf eine abgewetzte Ledercouch im Keller des Fabrikgebäudes. Die Immobilie gehört seinem Bekannten Felix-Josef Feykes. Der 31-Jährige möchte in Duissern unter dem Namen „32 Winkel“ einen Treffpunkt für Kreative anbieten. Möbelschreiner, Modedesigner, Tätowierer oder Kaffeeröster sollen hier schon bald ihrer Arbeit nachgehen können. Reinert plant demnächst auch Ausstellungen im „32 Winkel“.

Dominik Reinert im "Winkel 32" in Duissern.

Einsatz für den MSV Duisburg

Heute möchte Reinert hier aber seine eigene Geschichte erzählen. „Ich hatte in der Schule schon Spaß am Kunstunterricht“, sagt der Absolvent des Steinbart-Gymnasiums. Eine Karriere als Künstler stand aber nicht zur Debatte. Reinert konzentrierte sich nach dem Abitur zunächst auf seine Fußball-Laufbahn. Für den MSV Duisburg kam der Mittelfeldspieler zu einem Drittliga-Einsatz. Nach sieben Jahren beim Regionalliga-Klub Rot-Weiß Oberhausen spielt er seit diesem Sommer beim TSV Meerbusch in der Oberliga Niederrhein.

Reinert war immer ein Spieler, der über das Fußballfeld hinaus dachte. Er schloss ein Sportmanagement-Studium ab und macht nun seinen Bachelor in Psychologie. Seine Leidenschaft für die Malerei flammte bei Reinert aber durch einen Umzug wieder auf. Er wollte seine neue Wohnung in Großenbaum mit einem Bild verschönern. „Ich habe nach einem coolen Motiv gesucht, doch nichts gefunden“, sagt Reinert.

Mit dem Löwen fing es an

Also kaufte er Farbe, stellte sich eine Staffelei in die Wohnung und legte los. Er brachte einen Löwenkopf mit zackiger Mähne auf die Leinwand. Das fertige Kunstwerk postete Reinert auf Instagram – und danach stand sein Handy nicht mehr still. „Viele Bekannte haben mich angeschrieben und gefragt, ob ich das Bild selber gemalt habe“, erzählt der Hobbykünstler. „Als ich das bejaht habe, folgten die Anfragen.“ Reinert malte für Freunde, sie luden ihm im Gegenzug zum Essen ein.

2018 meldete sich Cedric Teuchert. Der Profi war gerade zum FC Schalke 04 gewechselt und hatte über die Sozialen Medien von Reinerts Begabung erfahren. Er wollte auch ein solches Kunstwerk haben und erkundigte sich gleich nach einem Preis. „Wir kannten uns vorher nicht“, sagt Reinert. „Deshalb war ein Abendessen als Bezahlung kein Thema.“ Der Duisburger vereinbarte mit Teuchert also einen Stundensatz und setzte danach den Auftrag um.

„Ich hatte in der Schule schon Spaß am Kunstunterricht.“

Dominik Reinert
Das Meisterwerk: Reinert malte ein Porträt seines Lieblingssängers „The Weeknd“ und filmte sich dabei.

Das sprach sich rum. Bald meldeten sich Auftraggeber aus der Champions League. Julian Draxler von Paris Saint-Germain ließ sich von Reinert ein Familienbild malen. Denis Zakaria wünschte sich ein Jubel-Porträt im Trikot von Borussia Mönchengladbach. Die Schweizer Nationalspielerin Alisha Lehmann ließ ihre vier Millionen Instagram-Fans wissen, dass Kunst aus Duisburg in ihrer Wohnung hängt. Auch einen aktuellen Weltmeister hat Reinert gemalt: Der Franzose Benjamin Pavard vom FC Bayern München besitzt ein Kunstwerk, auf dem er den Goldpokal küsst. „Yassin Ben Bella, mein ehemaliger Mitspieler aus Oberhausen, hat den Kontakt hergestellt“, sagt Reinert. „Die beiden kannten sich aus der Jugend, für mich war das ein Glückstreffer.“ Auf den Preis wirkt sich ein Promistatus nicht aus. Ob Fußball-Weltmeister oder Büroangestellter – jeder zahlt den gleichen Stundensatz.

Reinert mit den Porträts von Souldiva Alicia Keys und US-Rapper Travis Scott (rechts).

Das Bild zum neuen Album

Auch für die Superstars der US-Musikindustrie macht Reinert keine Sonderkonditionen. Seine Kunst ist inzwischen auch in Los Angeles angekommen. „Das hat mit Corona zu tun“, erklärt der malende Fußballer: Im März 2020 legte der Lockdown den Spielbetrieb lahm. Reinerts Trainingseinheiten fielen aus. Er hatte plötzlich viel Zeit. Während sich viele seiner Mannschaftskollegen an der Spielkonsole die Finger wund daddelten, begann Reinert sein Meisterwerk. Er malte ein Porträt seines Lieblingssängers „The Weeknd“ und filmte sich dabei.

Am 20. März veröffentlichte der Charts-Stürmer „The Weeknd“ sein neues Album. Zu diesem Anlass postete Reinert das Bild und ein Zeitraffer-Video zur Entstehung. Kurz darauf ploppte eine Handy-Nachricht bei ihm auf. Ein US-Amerikaner stellte sich als Freund des Managers von „The Weeknd“ vor und wollte das Bild kaufen. „Ich habe das für einen Scherz gehalten“, sagt Reinert. Er recherchierte und erkannte, dass es die Verbindung wirklich gab. Der Künstler und der Kunde einigten sich auf einen Preis. Reinert beauftragte eine Spedition und schickte sein Bild nach Kalifornien.

Porträt der früheren Miss USA

Tage später vibrierte sein Handy. Es meldete sich der Managerfreund. „Ich hatte schon Sorgen, dass beim Transport etwas schief gegangen sei“, sagt Reinert. Das Gegenteil war der Fall. Der Manager Wassim Slaiby hatte sich über das Geschenk riesig gefreut – und direkt einen Folgeauftrag für den Künstler aus dem Ruhrgebiet. Er wollte ein Porträt seiner Frau anfertigen lassen. Rima Slaiby war früher mal Miss USA. „Das war eine schwierige Aufgabe, sie so zu malen, wie ihr Mann sie sieht“, erklärt Reinert. Er steckte fast 40 Stunden Zeit in die Arbeit. Das lohnte sich. „Die beiden waren super zufrieden“, sagt Reinert.

Trotz der positiven Rückmeldungen aus den USA und aus der Bundesliga denkt er nicht daran, komplett auf die Malerei zu setzen. „Das ist und bleibt ein Hobby“, sagt Reinert. Die Leidenschaft hat ihm in der Fußballszene übrigens schon einen Spitznamen eingebracht. In der Kabine heißt er mittlerweile: Picasso.

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