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Tierisch viel Energie sparen

Im Affenhaus, auch Äquatorial genannt, ist es mollig warm, im Schnitt 26 Grad Celsius. Kein Wunder, denn die Bewohner lieben wohlige Temperaturen. Schließlich leben ihre Artgenossen in den äquatorialen Zo­nen Afrikas, Südostasiens, Australiens oder Lateinamerikas. Was für das eigene Wohn­haus gilt, ist dabei auch für die Unterkünfte der Tiere im Duisburger Zoo wichtig: Eine gute Dämmung hält die Wärme dort, wo sie hingehört – im Inneren des Gebäudes.

Wie gut die eigene Energiebilanz ist, hat der Tierpark in den vergangenen Monaten unter die Lupe genommen. Denn wie vie­le Unternehmen in Deutschland, ist auch der Zoo Duisburg seit 2015 verpflichtet, regelmäßig ein sogenanntes Energieaudit durchzuführen.

Hierbei wird in einem vorgegebenen Rahmen der Energieverbrauch im Betrieb durchleuchtet. „Die Stadtwerke Duisburg unterstützen die Unternehmen bei dieser Analyse nicht nur, damit diese ihrer ge­setzlichen Verpflichtung nachkommen“, erläutert Martin Schröder, Mitarbeiter im Vertrieb der Stadtwerke, der das Energie­audit im Zoo begleitet hat. „Vielmehr zei­gen die Erkenntnisse aus dem Energieaudit auch viele Ansatzpunkte für wirtschaftliche Einsparungen auf.“ Vor dem Hintergrund des hohen Energiebedarfs ein wesentlicher Grund, weshalb der Zoo an den Ergebnis­sen des Audits interessiert ist. „Es geht uns aber auch um Nachhaltigkeit und den Umweltschutz“, betont Zoodirektor Achim Winkler. „Denn durch Wärmeverluste wird unnötig Kohlendioxid freigesetzt und das Klima geschädigt.“

Den Tieren ganz nahe

Begutachtet wurden im Rahmen des Ener­gieaudits neben dem Verwaltungsgebäu­de insgesamt sechs anlagen: das Koala-Haus, das Ameisenbär Haus, die robben Anlage, das Affenhaus, das Afrikana und der Streichelzoo. Durchgeführt haben die Stadtwerke Duisburg die Untersuchung in Zusammenarbeit mit dem Energieexperten Dr. Jörg albert vom gleichnamigen Duis­burger Ingenieurbüro. „Die Arbeit im Zoo war schon etwas Besonderes“, erinnert er sich. „Wann kommt man den Tieren schon so nahe?“

Beispielsweise wurde im Affenhaus ermit­telt, wie warme Luft über Abluft Ventilatoren aus dem Gebäude transportiert wird. Hier könnte über Wärmerückgewinnung Geld und Energie eingespart werden. im Koala Haus sind lichtstegplatten als Decke vorhanden, die im Sommer sehr viel Wär­me durchlassen. Mit einer gezielten Ver­schattung fühlen sich nicht nur die Koalas wohl, auch die eingesetzte Kühlung kann deutlich reduziert werden. Wärmeverluste können sehr gut mit einer Thermographie aufgedeckt werden. Hierbei wird das Ge­bäude mit einer Wärmebildkamera gefilmt. Die farbigen Bilder zeigen auf, wo Wärme durch schlechte Dämmung oder undichte Fenster verloren geht. Schlecht gedämm­te Bauteile werden bei der Thermographie weiß und pink dargestellt, gut gedämm­te Zonen hingegen Türkis bis dunkelblau. „Bei den Tieren sorgt die Natur zum Glück selbst für eine gute Wärmeisolierung“, weiß Direktor Winkler. So zeigen Thermografie Aufnahmen von den Zootieren zum Beispiel, wie praktisch ein sprichwörtlich dickes Fell ist.

Energiesparen fängt im Kleinen an

Insgesamt wurden im Rahmen des Energieaudits 42 Verbesserungsmaßnahmen identifiziert und priorisiert. Dabei reicht die Liste von reinen Verhaltensände­rungen, wie dem abschalten von Licht in nicht genutzten Räumen, der Zusam­menfassung von Tierfutter auf weniger Kühlschränke und der Verlagerung von Tätigkeiten von schlecht in besser ge­dämmte Räumlichkeiten, bis hin zu bauli­chen Veränderungen und zur Optimierung der Beleuchtung oder Pumpenanlagen.

„Das Audit hat aber auch gezeigt, wo wir bereits gut aufgestellt sind“, sagt Achim Winkler. So setzt der Tierpark zum Beispiel zur Wärmeversorgung der tropenhalle Rio Negro ein umweltschonendes Blockheiz­kraftwerk ein.

Der Clou dieser von den Stadtwerken Duis­burg installierten Anlage: Sie erzeugt den Strom für die Herstellung des Tropenklimas gleich mit und trägt so dazu bei, Energie­kosten zu senken (siehe auch KILOMETER 780, Ausgabe 2/2015). Dennoch möchte der Zoo auf Basis der Ergebnisse des Audits gezielt daran arbeiten, seine Energiebilanz noch weiter zu verbessern – damit die Wär­mebildkamera wie bei vielen Tieren künftig mehr Türkis und Dunkelblau statt Weiß und Pink zeigt.

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