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Die kleine Diva mit dem langen Hals

Die Nachbarn machen Radau und flitzen hektisch umher. Kein Wunder, sind sie doch in der überwältigenden Mehrzahl. Den ei­gentlichen Star hier kümmert das wenig. in aller Ruhe streckt sich Najla nach dem Essen. Erst als die Tür ins Schloss fällt, schreckt die junge Dame auf, schaut neu­gierig in Richtung Eingang und reckt den Hals. Besuch. Für sie. Natürlich für sie. Auch wenn die Nachbarn gerne dieselbe Aufmerksamkeit hätten. Aber die Südlichen Hornraben und die Textorweber in ihrer Vo­liere sind seit dem 16. September 2016 nur noch schmückendes Beiwerk. Seit jenem Tag, an dem die kleine Netzgiraffe Najla das Licht der Welt im Duisburger Zoo erblickte.

Najla, das ist der Name, den ihr die Leser von KILOMETER 780 ausgesucht haben. Mit deutlichen 43,18 % setzte sich der Vor­schlag gegen Malaika (29,55 %) und Nafi­sa (27,27 %) durch. „Die Schöne“ – so die Übersetzung von Najla – heißt die junge Dame jetzt offiziell. Revier Tierpfleger Wer­ner Tenter ist mit der Wahl der Duisburger sehr zufrieden, denn schon seit der Geburt nennt er die kleine Giraffe nur seine „Prin­zessin“.

„Najla entwickelt sich prächtig.“  

Werner Tenter

Tatsächlich mutet es durchaus ein biss­chen majestätisch an, wie die kleine Gi­raffe durch die Stadtwerke-Giraffenwelt schreitet. Klein ist dabei allerdings nicht wörtlich zu nehmen. Schon bei der Geburt war Najla fast zwei Meter groß, jetzt, sechs Monate später, sind daraus mehrere Me­ter geworden. „Sie entwickelt sich präch­tig“, sagt Revier Tierpfleger Tenter, der sich seit 16 Jahren liebevoll um die Giraffen im Duisburger Zoo kümmert und täglich etli­che Kilo Futter für die derzeit vier Tiere in der Stadtwerke-Giraffenwelt herankarren muss. Es gibt Luzerne – eine häufig als Viehfutter verwendete Pflanze mit viel Ei­weiß fürs Wachstum. „30 bis 40 Kilo am Tag“, sagt Tenter. Außerdem Kraftfutter aus Haferflocken, Walzhafer und Weizenkleie. Die kleinen Süßigkeiten wie Bananen und Äpfel knappern die Tiere mit den langen Hälsen ihrem Pfleger sogar ganz vorsichtig aus der Hand.

Dass die Stadtwerke die Namenspaten­schaft für Najla und ihr neues Zuhause übernommen haben, ist Teil einer groß angelegten Unterstützung des Zoos durch den heimischen Versorger. Schon seit 2001 ist der Zoo einer der Partner bei der Stadt­werke-Kundenkarte. Als offizieller Energie­lieferant des Zoos sorgen die Stadtwerke dafür, dass Najla und ihre Mitbewohner, Papa Kiringo, Mutter Malindi und die sechs­jährige Lindani, über die Fußbodenheizung immer warme Hufe haben. Auch der käl­teste Duisburger Winter kann den vieren nichts anhaben. Kommen sie vom Außen­gelände ins Giraffenhaus, legen sie sich zum Aufwärmen auch mal ins Heu.

Schon seit 1953 gibt es das Giraffenhaus im Duisburger Zoo. Die Freianlage war so­gar eine der ersten in Deutschland. ob das ein Grund ist für die großen Zuchterfolge in der Stadt an Rhein und Ruhr, ist allerdings nicht bekannt. Aber bereits seit 1956 ver­melden sie am Kaiserberg immer wieder die Geburt eines Giraffenbabys. Schon weit über 20 Mal. 1994 kamen mit Tsavo und Sambesi sogar männliche Giraffenzwillinge zur Welt – eine echte Seltenheit.

Eine Gruppe Kinder kommt herein, Najla schreckt auf, geht ein paar Schritte zurück. „Giraffen sind Fluchttiere und sehr scheu“, erklärt Tenter. Die kleine Besucherempore hat die junge Giraffe ständig im Blick, aber natürlich so, wie es sich für den Star im Haus gehört: Mit überkreuzten Beinen steht die junge Dame wie eine echte Diva da. Fast so, als sonnte sie sich in den staunenden Blicken der kleinen Besucher. Als dann aber das Tor im Erdgeschoss aufgeht und Wer­ner Tenter gemeinsam mit Fotograf Micha­el Neuhaus ganz nah an die Absperrung he­rankommt, wird aus der stolzen Diva doch wieder das scheue Fluchttier. Es dauert, bis sie sich näher herantraut an die Seile. immer im Schatten von Mutter Malindi. Si­cher ist sicher. Lindani hat da weniger Be­rührungsängste. Schließlich gibt es leckere Apfelstückchen, und auch die Kamera von Michael Neuhaus muss sich mehrfach ei­nem „Schlecktest“ unterziehen. Dann sie­gen auch bei Najla die Neugier und die Lust auf eine süße Leckerei.

Bis zu vier Jahre kann sie noch im Duisbur­ger Zoo bleiben. Dann muss Najla, als aus­gewachsenes geschlechtsreifes Weibchen, wohl in einen anderen Zoo umziehen. Und wird selbst vielleicht einmal Mutter einer kleinen Netzgiraffe. Bis dahin bleibt sie ei­ner der Stars im Duisburger Zoo. Mindes­tens so lange müssen sich die Südlichen Hornraben und die Textorweber mit ihrer Nebenrolle in der Stadtwerke-Giraffenwelt begnügen.

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