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Anders gesagt!

Fühlen Sie sich noch mit der Sparkasse verbunden?

Ja sicher. Ich bin ja nicht aus Enttäuschung oder Frust gegangen, sondern weil ich was anderes machen wollte.

Sie wollten schon immer Börsenmakler werden?

Das will ich nicht sagen, dass ich schon immer Börsenmakler werden wollte, aber Aktien und die Börsen haben mich gereizt. Früher waren in der Hauptstelle noch die Kurse auf einer Tafel im Schaufenster ausgestellt. Da habe ich bereits als Auszubildender gern in der Mittagspause draufgeschaut und die Entwicklungen beobachtet. Durch einen Zufall kam ich dann an die Börse Düsseldorf. Und nach sieben Jahren bekam ich die Chance an der Börse in Frankfurt.

Was hat Sie am Börsenhandel gereizt?

Da war was los. Das war spannend. Nichts gegen die Sparkasse. Wenn jemand einen Autokredit haben will, ist das auch nett. Ich muss aber sagen, das war nicht mein Ding. An der Börse bewegte sich was. Da wirken politische, wirtschaftliche und unternehmerische Einflüsse. Da ist das Leben. Da ist was los.

Wie ist das, wenn man auf dem Parkett mit dem großen Geld umgeht und Millionen umsetzt?

Das hat mich nie beschäftigt. Ich habe ja nicht das Geld gehandelt. Ich handelte zum Beispiel mit Anteilen an einem Unternehmen. Die Summe dahinter habe ich nicht gesehen. Wenn einer zehntausend Stück einer Aktie über mich gekauft hat, dann war das einfach eine Mengenangabe. Auf den Gegenwert der Aktie, sagen wir 20 Euro, habe ich nie geachtet. Also dass es insgesamt 200.000 Euro waren, das war mir egal. Ich habe auch nie am Abend Kasse gemacht und mir gesagt: Toll heute, hast du soundso viele Millionen umgesetzt. Ich bin ja keine Zockerbude oder ein Anlageunternehmen.

Warum haben Sie das Parkett verlassen?

Die Börse hat mir über viele Jahre sehr viel Spaß gemacht. Als „Let‘s Dance“ begann,  merkte ich bereits, wie das weniger wurde an der Börse und das andere beim Fernsehen wurde mehr. Es wurde leider auf dem Parkett immer weniger gehandelt. Bedingt durch den Onlinehandel. Und dann – weil man nicht mehr so viele Menschen hat, mit denen man zusammenarbeitet – ist der Spaß ein bisschen abhandengekommen.

Wie schwer ist Ihnen der Abschied vom Börsen- zum Tanzparkett bei „Let‘s Dance“ gefallen?

Der Abschied hat ein bisschen wehgetan. Weil mich diese Aufgabe fast 23 Jahre begleitet hat. Das Schöne ist, ich mache immer noch ein bisschen Börse. Ich bin sehr oft eingeladen bei Veranstaltungen, wo ich Talks mache, Vorträge halte oder moderiere. So weit bin ich nicht weg vom Markt. Ich habe auch meine Lizenz noch. Insofern ist alles gut.

Wie bringen Sie bei den Vorträgen über das eher spröde Thema Geld Ihr Showtalent ein?

Natürlich spreche ich über den Unterhaltungsbereich — das interessiert die Zuhörer. Aber sie hören auch gern, wenn Themen aus dem Finanzbereich mal mit anderen Worten präsentiert werden. Geradeheraus und klar wie bei „Let’s Dance“. Vielleicht ist das auch deshalb so, weil meine Zuhörer das Thema von jemandem mit verständlichen Worten erklärt bekommen, der mit der Finanzbranche und vor allem mit den Banken nichts zu tun hat.

Fragen Ihre Kollegen beim Fernsehen Sie schon mal nach Börsentipps?

Nein, denn sie wissen, dass ich grundsätzlich keine Tipps gebe. Ich würde in Teufels Küche kommen, wenn ich diesen oder jenen Aktienwert empfehle. Ich habe das schon mal bei dem einen oder anderen Kollegen im Aktienhandel erlebt. Die sagten dann: „Mensch, ich glaube Papier XY, könnte jetzt in den nächsten Wochen gut laufen“, uns sind damit richtig auf die Schnauze gefallen. Deshalb mache ich das nie. Sogar meine besten Freunde sollen das selbst machen. Es geht da um ihr sauer verdientes Geld. Wenn mit einem Tipp was schiefgeht, dann ist die Freundschaft in einer anderen Situation, und das möchte ich nicht. Ich möchte weiter entspannt mit den Leuten zusammen sein.

… weil bei Geld die Freundschaft bekanntermaßen aufhört …

Die Freundschaft hört bei Geld nicht ganz auf. Aber ich würde zum Beispiel nie einen Freund fragen, ob er mir Geld leiht und ihm auch keins leihen. Ich würde auch nie sagen, du musst dein Geld so oder so anlegen. Ich kann ihm die Fakten an die Hand geben: „Im Moment ist die Situation so. Pass auf!“ Was er dann aber konkret macht, soll er selbst entscheiden.

Ein anderes Sprichwort sagt: Über Geld spricht man nicht. Warum eigentlich nicht?

Die Deutschen sind seit jeher sehr konservativ. Die Menschen reden ungern über Geld oder darüber, wie ihr Status ist. Sie machen sich lieber ein bisschen kleiner, lieber den Volkswagen vor der Tür als vielleicht den Mercedes. Wir wollen gar nicht vom Ferrari reden. Und in Deutschland ist man sehr schnell neidisch. Was man in den USA überhaupt nicht ist. Wenn ein Dirk Nowitzki als Basketballer bei den Dallas Mavericks im Jahr acht bis zehn Millionen verdient, dann ist das eine Anerkennung. Wenn er über die Straße geht, sagen die Menschen: „Der hat was erreicht.“ Wenn bei uns einer richtig viel Geld verdient, dann heißt es: „Wie kann das sein? Warum kriegt der so viel?“

Sie ziehen gerade von Frankfurt nach Düsseldorf. Hatten Sie dafür einen Bausparvertrag?

Wir haben eine Wohnung mitten in der Stadt gefunden, und die haben wir komplett neu ausgestaltet. Jetzt freuen wir uns, wenn wir umziehen. Einen Bausparvertag habe ich nie gehabt. Bausparverträge sind langweilig. Das ist nicht meine Anlageform. Ich habe immer versucht, mein Geld in Aktien oder Fonds anzulegen. Auch als ich noch wenig verdient habe. Ich bin damit gut gefahren, und es hat mir immer Spaß gemacht.

Joachim Llambi

Joachim Llambi (53) ist gebürtiger Duisburger und lernte hier nicht nur den professionellen Umgang mit Geld, sondern auch das Tanzen. Llambi war zunächst als Amateur und danach als Profi auf dem Parkett des Welttanzsports zu Hause. Als Juror der RTL-Show „Let’s Dance“ wurde er deutschlandweit bekannt. Harte, aber faire Kritik ist sein Markenzeichen. Inzwischen steht er auch für andere RTL-Sendungen vor der Kamera. Der Vater von zwei Kindern plant den Umzug von Frankfurt nach Düsseldorf. Dann hat er es auch nicht mehr so weit zu den Heimspielen des MSV. Joachim Llambi ist bekennender Fan der Zebras. Die Kluft zwischen Börsen- und Tanzparkett ist aus seiner Sicht nicht so groß: „Auf dem Börsenparkett war ja auch viel Show, und da gab es viele verrückte Typen. Beim Tanzen kommt es ebenfalls auf Disziplin an und darauf, seriös seine Aufgabe zu erfüllen.“


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