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Let's dance. Der Paartanz ist zurück.

Cha-Cha-Cha, Disco- Fox und Salsa: In der Duisburger Traditionstanzschule Paulerberg geht es paarweise aufs Parkett.

„Disco-Fox, das war für mich Schützenfest, ein Bauerntanz“, sagt Rüdiger Rudershausen und lächelt verlegen. „Disco-Fox, das hat Suchtpotenzial“, sagt Sabine Linster, seine Frau. Dazwischen lie-gen zwei Salsa-Kurse, sechs Stufen im Welttanzprogramm und natürlich all die Stunden auf dem Tanzparkett, die geradewegs in den Disco-Fox-Club der Tanzschule Paulerberg geführt haben.

Tanzpaar Sabine Linster und Rüdiger Rudershausen genießen ihre „Quality Time“ in der Tanzschule.

Über das Parkett

„Duuwabaduuwa, schubidubiduwa“ dröhnt es aus den Boxen. „Katchi“, die Elektro-Pop-Nummer des französischen DJ-Duos Ofenbach, animiert sofort zum Mitwippen. „Startschritt, Promenade, Cha-Cha-eins, Cha-Cha-zwei, Cha-Cha-drei“, zählt die Tanzlehrerin und tänzelt mit ihren Sneakern so leichtfüßig über das Parkett, als würde sie Filzpantoffeln zu den Blue Jeans tragen. Eine Discokugel malt flackernde Lichtreflexe auf die großen Schwarz-Weiß-Fotografien an den Wänden: Von klassischem Ballett über Elvis’ Hüftschwung bis zu Dirty Dancing ist alles abgebildet, was die Tanzwelt so hergibt. Steife Haltung, strenge Kleiderordnung, Disziplin. Wer den Wiener Walzer zu den Klängen von Johann Strauss tanzen will, wer blütenweiße Hemden und Wolken von Parfüm erwartet, der wird in der Duisburger Traditionstanzschule Paulerberg enttäuscht. „Mein Vater hat vor Jahrzehnten noch die Leute rausgeworfen, die die Tanzschule mit einem Kaugummi betreten haben“, erinnert sich Julia Paulerberg, die das 1903 gegründete Unternehmen gemeinsam mit ihrem Bruder Nico nun schon in vierter Generation führt. Heute werden Umgangsformen subtil vermittelt, der Unterricht basiert auf moderner Psychologie, anstelle von antiquiertem Glanz wird Spaß verkauft.

Nico und Julia Paulerberg führen die Duisburger Tanzschule in vierter Generation.

„Quality Time“ nennen Rüdiger Rudershausen und Sabine Linster das. „Du bist bei dir als Paar.“ Inzwischen hallt Eros Ramazzottis kuschelweiche Schmusestimme durch den Saal. „Nicht anschmachten“, mahnt die Tanzlehrerin scherzhaft. Der Kita-Leiterin und dem Prozess- und IT-Manager fällt das sichtlich schwer. Man kann es in den strahlenden Augen sehen, im Händchenhalten hinter dem Rücken: Die Arbeit, selbst die beiden Kinder zu Hause rücken in diesen anderthalb Stunden Zweisamkeit in den Hintergrund. Einander vertrauen, endlich mal loslassen, die Führung übernehmen – das Paar genießt die klare Rollenverteilung. „Tanzen ist ein intensives Miteinander“, hat Chefin Julia Paulerberg noch beim Aperitif in der samtblauen, frisch renovierten Tanzbar betont und instinktiv die Hände zur Tanzhaltung gehoben.

Man kommuniziert nur über zwei Kontaktpunkte

Nicht umsonst lernen sich viele Paare auf der Tanzfläche in der Disco kennen. Andere machen ihren ersten gemeinsamen Tanzkurs kurz vor der Hochzeit, einen Crashkurs für den Brauttanz. Rüdiger Rudershausen und Sabine Linster dagegen „sind rückwärts zum Tanzen gekommen“, wie sie selbst sagen. „Nach unserer Hochzeit haben wir eine To-do-Liste geschrieben, auf der stand, was wir in unserem ersten Ehejahr auf jeden Fall machen wollen“, erzählt die 43-Jährige. Lange haben die Duisburger den Tanzkurs, der auf der Liste landete, aufgeschoben, sich im Urlaub geärgert, dass sie bei der Strandparty nicht mittanzen konnten, schließlich ihre ersten Salsa-Stunden gebucht. 

„Mein Vater hat vor Jahrzehnten noch die Leute rausgeworfen, die die Tanzschule mit einem Kaugummi betreten haben.“

Julia Paulerberg

„Und dann kamen wir nach einem stressigen Arbeitstag her, haben Latin Pop erwartet und stattdessen auf Disneys ’Hakuna Matata’ getanzt. Das war so cool, so anders, das hatte rein gar nichts Verstaubtes an sich.“

Tanzen ist wieder in

Vor zehn Jahren noch waren einige Kurse deutlich dünner besucht in der Duisburger Tanzschule, doch Tanzen ist wieder in. Vor allem die Kinderkurse boomen: Los geht es mit dem Mutter-Kind-Tanzen bei den „Windel-Rockern“, dann kommt die tänzerische Früherziehung ab drei Jahren, im Grundschulalter macht der Nachwuchs mit  Ballett oder Hip-Hop weiter. Im Solo-Tanzbereich sind Zumba- und Dancit-Fitness angesagt.Und der Paartanz ist mit Fernsehsendungen wie „Let’s Dance“ – Juror Joachim Llambi stammt sogar aus der Paulerberg-Talentschmiede – wieder massentauglich geworden. „In einem Einsteigertanzkurs haben wir einen Querschnitt der Gesellschaft“, sagt so auch die 38-jährige Chefin, selbst Tanzlehrerin. „Da ist von der Jogginghose bis zum Anzug, von Anfang 20 bis Mitte 70 alles dabei.“

Online einen Tanzpartner auswählen

Weil es unter den Tanzbegeisterten in Deutschland immer noch einen Frauenüberschuss gibt, hat das Familienunternehmen Paulerberg sogar eine Online- Tanzpartnerbörse für Singles eingerichtet. Doch auch viele Männer, die ihre Frauen anfangs eher unwillig zu Rumba, Walzer und Co. im Kreis geschwungen haben, stehen schnell auf der Liste für den Folgekurs – freiwillig wohlgemerkt. „Es war toll, als wir gemerkt haben: Das Gelernte funktioniert auch in freier Wildbahn“, erzählt Rüdiger Rudershausen. „Jetzt gucken wir immer: Wo ist gerade ein Schützenfest, wo können wir tanzen?“

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