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Läuft wie geschmiert

Caramba gehört seit 2004 zu den Marken des Jahrhunderts. Das Chemieunternehmen in Wanheimerort kann mehr als Schrauben lösen. Als Partner der Industrie steht Caramba für saubere Prozessabläufe.

Natürlich hofft man auf einen Tipp fürs Heimwerken. Wenn man schon mal bei Caramba Chemie GmbH & Co. KG in Wanheimerort zu Gast ist, bei der Firma mit der roten Ellipse und dem weißen Schriftzug im Logo. Caramba – das ist der Inbegriff des Rostlösers, nicht nur für Duisburg. Die Firma hat es geschafft, ihren Namen mit einem Produkt gleichzusetzen. Wie Uhu. Mit dem Unterschied, dass Uhu fürs Kleben steht und man Caramba mit Lösen verbin­det. Von Schrauben, von Schmutz auf Ma­schinenteilen oder auf dem Autolack zum Beispiel.

Ganz wichtig für die neue Ausrichtung des Unternehmens: Es geht Caramba um Lö­sungen für Problemen, die die Kunden aus aller Welt haben. „Ob schlimm, ob schlim­mer, Caramba hilft immer“, reimte man früher. Heute interpretieren die Wanheimerorter den Satz etwas anders. Die Mitar­beiter wollen dazu beitragen, Oberflächen­behandlungs-Prozesse zum Beispiel in der Automobil- oder Maschinenbauindustrie zu verbessern.

Stephanie Wedehase, die sich um die Öf­fentlichkeitsarbeit des Unternehmens mit 86 Mitarbeitern am Standort Duisburg kümmert, gibt freilich gern zu: Auch wenn es später im Gespräch um komplexe Pro­duktionsabläufe geht, die Caramba opti­mieren soll, wird erst einmal über die Dose mit dem Rostlöser gesprochen. Die Marke verhilft zu einem Vertrauensvorschuss. Jeder kennt sie. Jeder hat eine Heimwer­ker-Erfahrung damit.

Und richtig, es dauert keine 20 Minuten, da hat einem Segmentmanager Patrick Maione verraten, dass Caramba Super Plus ge­nau das ist, was eine Fahrradkette gelenkig hält. Und noch mal fünf Minuten später hat Kollege Hauke Schulz die Geschichte er­zählt, wie der Eisrostlöser eine quasi unlös­bare Schraube wieder beweglich machte. Wie selbstverständlich hat Patrick Maione dann eine Familiengeschichte mit der be­kannten Marke nachgeschoben. Sein Vater, der ebenfalls für Caramba arbeitet, habe in seiner Freizeit immer an einem Ford Tau­nus geschraubt. Da klang dem Sohn bereits früh der Werbespruch „Da hilft nur Caram­ba“ in den Ohren.

Aber eigentlich und vordringlich wollen Stephanie Wedehase, Patrick Maione und Hauke Schulz ganz andere Geschichten erzählen als die immer gleichen von den verrosteten Schrauben und den quiet­schenden Ketten. Überraschendes haben sie in petto. Wer hätte gedacht, dass bei der Fahrt durch eine Waschstraße Ca­ramba-Produkte den Schmutz vom Lack lösen? Das Unternehmen ist in diesem Bereich Marktführer. Bei der Fertigung von Handydisplays nutzen die Hersteller in Asi­en ebenfalls Caramba-Reiniger. Die Effizi­enz von Reinigungsverfahren, etwa im Ge­lenkwellenbau, wird durch auf die jeweiligen Prozesse passenden Caramba-Produkte gesteigert. Vor allem aber geht es beim Besuch um eins: um den zukunftsweisen­den Geist, der die beiden Geschäftsführer Dr. Bernd Weyershausen und Dr. Wolfgang Müller ebenso beseelt wie die Frauen und Männer, die die Spraydosen füllen. Neue Ideen zu entwickeln, den Rost der Vergan­genheit zu lösen und kreativ zu sein.

In Zukunft will man in Duisburg nicht nur produzieren, sondern vor allem Lösungen entwickeln, die die Wirt­schaftlichkeit von Oberflächenbehand­lungsprozessen erhöhen. Hauke Schulz nennt das den Caramba-Effekt. Ge­meint ist, dass sich die Lösung sauber für den Kunden rechnet. Sein Kollege Patrick Maione gibt ein Beispiel: „Für den Betrieb von Autowaschanlagen können wir dazu beitragen, dass we­niger Frischwasser benötigt wird. Das zahlt sich doppelt aus. Es schont nicht nur die Umwelt, sondern Wasser ist ein entscheidender Kostenfaktor.“

Der Rundgang durchs Unternehmen führt ganz passend zunächst ins Labor. Die Personalstärke der Abteilung For­schung und Entwicklung soll sich schon bald nahezu verdoppeln. Dr. Till Böckermann ist einer von den Neuen. Seit zwei Monaten ist der Chemiker Teil des Teams. Genau dieses Mannschaftsspiel habe ihn veranlasst, eine Bewerbung zu schicken. Deshalb habe er sich über die Zusage gefreut: „Es wächst und verän­dert sich hier. Mir gefällt, dass ich nicht nur eine Laborratte bin, sondern auch Kontakt mit dem Kunden, dem Vertrieb und dem Einkauf habe.“

Außerdem ist er Herr über eine ziemlich coole Prüfanlage, und zwar für Scheibenwaschmit­tel. Nur drei davon gibt es in Deutschland. Eine bei Caramba in Wanheimerort. Auf die ausge­baute Windschutzscheibe eines Porsche Cay­enne werden die Reinigungsmittel aufgebracht und dann mit den Wischern verteilt. Nicht län­ger als zwei bis drei Bewegungen sollten die Gummiblätter für den perfekten Durchblick brauchen. Weniger anschaulich, aber ebenfalls beeindruckend: Till Böckermann und seine Kol­legen forschen und entwickeln an über 3.000 Rezepturen für Caramba-Produkte. Nicht alle sind sofort als made in Duisburg erkennbar. Große Automobilhersteller vertreiben die Pfle­geserien mit eigener Mischung unter ihrem Namen.

Vier Bereiche beschreiben die Caramba-Welt: Wash — und damit Produkte und Lösungen für die professionelle Reinigung von Autos, Tank­wagen, Containern bis hin zu Zügen und Flug­zeugen; Automotive — Spezialchemie für Oberflächenbehandlungs-Prozesse in der Automobilproduktion; Industrie — hier wird die Reinigung von Bauteilen, Destillations­kolonnen in Raffinerien oder Handydisplays mittels chemischer Spezialprodukte opti­miert, sowie die Produkte für Konsumen­ten verbessert, die im Baumarkt nach der roten Ellipse schauen.

Über 400 sind es vom Lösungsmittel für Etiketten bis zum Pflegemittel für Armaturenbretter. Man glaub es kaum, aber in der Bilanz macht gerade das allseits bekannte Lösemittel von Schrauben den kleinsten Anteil aus.

Dabei hat damit alles angefangen, als Max Elb, der später Kommerzienrat wurde, 1903 Caramba in Dresden gründete. Sei­ne Geschäftsidee war unter anderem das graphithaltige Kriechöl. Im Zeitalter der Industrialisierung liefen die Produkte wie geschmiert. Verbindungen nach Duisburg gab es schon früh über die Beteiligung an den Rüttgerswerken, die als Chemieunter­nehmen in Wanheimerort eine Fabrik hat­ten. Nach dem Zweiten Weltkrieg verließ der Unternehmer den russisch besetz­ten Teil Deutschlands und siedelte sich in Duisburg-Wanheimort an. Auf der Wanheimer Straße, auf der sich die Fabriken wie Perlen aufreihten. Bereits damals war man innovativ: Caramba nutzte und patentierte ein Propan-Butan-Gemisch als Treibmit­tel für Sprühdosen. FCKW – das mit dem Ozonloch – brauchte man nicht.

Die roten Backsteingebäude, in die sich das Labor, die Produktionsstätten und Ab­fülleinrichtungen drängen, geben Zeug­nis davon: Das Unternehmen mit ausge­sprochenem Zukunftsblick hat Tradition und kann 2018 auf 70 Jahre in Duisburg zurückschauen. Über 1.000 Mitarbeiter weltweit hat die Caramba-Chemie-Gruppe inzwischen. Produziert wird nicht allein in Duisburg, sondern auch in Bremen und Bad Kreuznach. Im Jahr 2007 erfolgte die Über­nahme durch die Berner Group.

Freilich spannender ist der Blick auf das aktuelle Geschäftsjahr. Caramba hat das Grundstück in Wanheimerort gekauft und plant eine Erweiterung der Handlungsflä­che. Die Geschäftsleitung hat damit Treue zum Standort signalisiert: Wer baut, will bleiben. Zugleich zielt man auf eine gute Zukunft. Wer baut, will wachsen. Ein Um­satzplus von 26 Prozent im Vorjahr unter­mauert das. Die Botschaft ist auch bei den Mitarbeitern sehr positiv aufgenommen worden. Lagerist Oliver Bongart, der nun eigentlich nichts mit Rezepturen, Prozess­gestaltung und Herstellung zu tun hat, teilt den Enthusiasmus seiner Kollegen. „Seit 16 Jahren arbeite ich für Caramba, und wenn ich mal in Rente gehe, will ich, dass der Laden weiter brummt“, sagt er geradehe­raus. Klar bleibt er schon mal länger, wenn sich der Lkw eines Kunden verspätet. Ohne Frage hat er im Blick, wie sich die 23.000 Stellplätze in seinem Hochregallager opti­mal nutzen lassen.

„Wir wollen wachsen und wir werden wach­sen. Da kann es hier am Standort eng wer­den“, sagt er. Und schon spricht er über mögliche Lösungen für das Problem. Ir­gendwie gewinnt man den Eindruck: Das mit dem „Caramba hilft immer“ hat sich an der Wanheimer Straße ziemlich herumge­sprochen.

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