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Wie der Phönix aus der Asche

Der Gabelstapler-Hersteller Clark hat schwere Zeiten erlebt. Die Rettung kam dann aus Korea. Und mit den neuen Eigentümern aus Asien floriert auch wieder das europäische Geschäft.

Wie der Phönix aus der Asche Das Brummen von Akkuschraubern hallt durch die große Lagerhalle im Businesspark Asterlagen. Eine Gruppe Arbeiter baut ein Hochregal um. Auf der anderen Seite steht eine Flotte Gabelstapler und wartet auf die Auslieferung. Als Lager wird diese Halle nicht mehr lange dienen. Hier soll die Montagefertigung von Clark Europe entstehen. „Schritt für Schritt hat uns unser Weg genau hierhin geführt“, sagt Rolf Eiten sichtlich stolz. Er ist der Präsident und CEO der Europazentrale von Clark.

Eine bewegte Geschichte

Dass in Rheinhausen in absehbarer Zeit Gabelstapler zusammengebaut werden, ist der vorläufige Höhepunkt der bewegten Geschichte eines Unternehmens, das wie der Phönix aus der Asche auferstanden ist. Das Europag eschäft des 1903 in den USA gegründeten Unternehmens ist schon seit den 1950er-Jahren im Ruhrgebiet zu Hause. 1952 schloss der Hersteller von Gabelstaplern einen Lizenzvertrag mit der Firma Schultz-Stinnes in Essen, die kurz darauf in Ruhr Intrans Hubstapler umbenannt wurde. In Mülheim siedelte sich die Produktion an.

1961 kaufte Clark dann die Lizenz zurück und baute ein eigenes Europageschäft in Mülheim auf. Und es lief gut. Bis zu dem Zeitpunkt, als der Mutterkonzern in den USA in Schieflage geriet. 2001 begann schließlich das „Chapter Eleven“. Hierzulande besser bekannt als Insolvenzverfahren. Die Zahlen von Clark Europe sahen zwar weiterhin gut aus, Umsatz und Gewinn stimmten, Rücklagen waren vorhanden, aber die Lieferanten nahmen das deutsche Tochterunternehmen in Sippenhaft für die Dinge, die auf der anderen Seite des Atlantiks schiefgelaufen waren. „Zahlt erstmal die Rechnungen eurer Brüder und Schwestern aus den USA“, hieß es von Zulieferern.

Das Vertrauen war dahin, die Geschäfte bröckelten. Am 31. März 2003 schloss der Standort Mülheim dann endgültig seine Pforten. „So wurde aus einem gesunden und starken ganz schnell ein kaputtes und schwaches Unternehmen“, sagt Rolf Eiten.

Im Jahr der Schließung kaufe der südkoreanische Konzern Young An das insolvente Geschäft in den USA. Ein Glücksfall für Clark. Zu dem Imperium des Firmengründers Baik Sunghak gehören Fernsehsender, eine Landwirtschaftssparte und ein Omnibushersteller – und nun eben auch Gabelstapler. Groß geworden ist der heutige Mischkonzern übrigens mit einer Manufaktur für Hüte.

Andreas Krause (links) ist bei Clark für alle technischen Fragen zuständig. Rolf Eiten lenkt als CEO die Geschicke der Europazentrale von Clark.

Neustart mit zwei Mitarbeitern

Während die Geschäfte in den USA und ein Werk in Südkorea nahtlos weitergeführt wurden, verschwand Europa zunächst von der Clark-Weltkarte. 2004 folgte dann der vollständige Neustart in Duisburg. „Wir mussten zunächst wieder Vertrauen aufbauen“, erzählt Rolf Eiten. Das Händlernetz war auseinandergefallen. Und so ging es mit zwei Mitarbeitern an die Arbeit, die Händler zurückzugewinnen und Kunden erneut für die eigenen Produkte zu begeistern.

Das Geschäft zog wieder an und Clark fasste abermals auf dem europäischen Kontinent Fuß. 2007 verlagerte das Unternehmen seinen Standort erneut nach Mülheim. Clark Europe wuchs weiter und fing einige Jahre später an, sich nach einem neuen, größeren Firmensitz umzusehen.

Fündig wurde Rolf Eiten, der für die Standortsuche maßgeblich verantwortlich war, im Duisburger Businesspark in Asterlagen. Die Gabelstapler-Sparte von Toyota hatte hier ihren Europasitz und war gerade dabei, ihn nach Hannover zu verlegen. Da Eiten selbst einmal für Toyota gearbeitet hatte, war er wie geschaffen, die Verhandlungen mit dem Konkurrenten zu führen. Wie geschaffen war auch das 15.000 Quadratmeter große Areal in Asterlagen, da die Hallen bereits für das Gabelstapler-Geschäft ausgelegt waren: Platz für eine Werkstatt zur Modifikation der Geräte, damit sie maßgeschneidert an die Kundenwünsche ausgeliefert werden können, war vorhanden. Ein Schulungscenter für die Verkäufer und Servicemitarbeiter der ClarkHändler sowie ausreichend Lagerflächen ebenfalls. Und die Nähe zum Duisburger Binnenhafen stellte auch einen Vorteil dar, da ein Großteil der Ersatzteile und Gabelstapler mit dem Schiff über Rotterdam angeliefert werden.

Umzug nach Duisburg

Copy: Mit dem Umzug von Duisburg nach Mülheim im Jahr 2014 übernahm Rolf Eiten auch die Führung des Unternehmens. In Duisburg konnte Clark weiter wachsen. Heute arbeiten 73 Mitarbeiter am Standort und kümmern sich um Vertrieb, Service, Training, Modifikationen und Ersatzteilversorgung von Clark in Europa, Afrika und dem mittleren Osten. Die europäische Tochter aus Asterlagen handelt mit 168 Händlern von Gabelstaplern in 58 Ländern. 3.000 Geräte haben 2018 die Hallen von Clark verlassen. Bedienungsanleitungen gibt es in 25 Sprachen. Und zusammen mit den Kollegen aus den USA und Korea arbeiten Clark-Leute aus Duisburg auch an der Entwicklung neuer Produkte mit.

Schon am Empfang ist die bewegte die Geschichte von Clark zu spüren.

Kilometer 8539

Luftlinie liegen zwischen Duisburg und der Stadt Bucheon in Südkorea, wo der Clark-Eigentümer Young An seinen Hauptsitz hat.

Global zu denken, das ist in diesem Geschäft wichtig, wie Eiten und sein Technischer Direktor wissen. Andreas Krause weiß bis ins kleinste Detail, wie ein Gabelstapler funktioniert – und worauf es bei den Fahrzeugen ankommt. „Die verschiedenen Märkte haben sehr unterschiedliche Anforderungen“, so Krause. Ergonomie der Sitze oder der Lärmpegel der Maschinen spielen in Europa eine größere Rolle als in anderen Teilen der Welt. „Der Kunde erwartet von uns, dass wir die Geräte seinen Wünschen entsprechend anpassen“, sagt Krause. In Skandinavien haben etwa die meisten Gabelstapler Kabinen, weil das Klima eher kalt ist. In Spanien, wo es warm ist, eher nicht.

Ersatzteile werden bei Clark gelagert, verpackt und verschickt

Deswegen war es von Anfang an wichtig für Clark, dass in Duisburg ein Entwicklungszentrum etabliert wird, das Anforderungen europäischer Kunden bei der Produktentwicklung berücksichtigt. Dies ist auch der Grundstein für die geplante Montagefertigung von Flurförderzeugen in Duisburg.

Standort erweitert

2018 mietete Clark dann noch das Nachbargrundstück dazu. Auf den 1.800 Quadratmetern ist heute das Ersatzteilzentrum untergebracht, um auf dem alten Gelände Platz für die Fertigung zu schaffen. „Wann wir starten, das ist davon abhängig, wie wir mit unserer Planung vorankommen“, sagt Eiten, „Wir wollen einen Schritt nach dem anderen machen.“ Entscheidend ist für ihn, dass das Geschäft solide wächst und die Arbeitsplätze der Mitarbeiter sicher sind. Das dürfte auch ganz im Sinne von Baik Sunghak sein. Er kommt regelmäßig aus Südkorea nach Duisburg. Am Standort kennt Baik Sunghak jeden Mitarbeiter beim Namen. Er führt seinen globalen Konzern als Familienunternehmen. Das Familienunternehmen startet in Deutschland wahrscheinlich 2020 mit der Montagefertigung. Dann montieren die deutschen Clark-Mitarbeiter GabelstaplerBausätze, die in Korea oder in China produziert wurden. Und dies ist sicherlich noch nicht das Ende dieser bewegten Unternehmensgeschichte.

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