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Kopfüber – Schiffe aus ungewohnter Perspektive

Den Standpunkt zu wechseln, um eine an­dere Perspektive auf die Dinge zu erhalten, kann manchmal sehr hilfreich sein. Oft ermöglicht uns dieser Perspektivwechsel, Menschen und Themen besser zu verste­hen, aber auch, vollkommen neue Erfah­rungen zu machen. Und manchmal ist es diese neue Sichtweise, die uns Problemlö­sungen näher bringt.

Auch Dirk Brömmel, ein mehrfach ausge­zeichneter fotografischer Künstler, nimmt einen Perspektivwechsel vor: Ganz einfach ausgedrückt fotografiert er Schiffe von oben. Genauer gesagt von Brücken. Dabei wendet er eine bestimmte Technik an, die auch Pate für den Titel seiner Ausstellung stand: KOPFÜBER. Das ist die Lage seiner Kamera im Raum. Sie schwebt kopfüber, an einer Art horizontalem Stativ befestigt, mit dem Objektiv nach unten Richtung Wasseroberfläche. Das horizontale Stativ ragt dabei wie ein Ausleger über das Brü­ckengeländer hinaus. So positioniert wartet Brömmel dann auf die perfekten 30 bis 60 Sekunden. So lange benötigt ein Schiff je nach Länge, um unter der Brücke und dem Objektiv hindurchzufahren. Bei Brömmel geht es also nicht um den einen perfekten Augenblick, die eine optimale Aufnahme. Er benötigt zwischen 70 und 380 Einzel­aufnahmen als Arbeitsmaterial für das Ge­samtkunstwerk, das nach einem komplet­ten Bearbeitungsprozess dem Betrachter vollkommen neue Perspektiven auf die Schiffe eröffnet.

Für sein imposantestes Kunstwerk in der Ausstellung KOPFÜBER in Duis­burg-Ruhrort, die Queen Mary 2, dauerte dieser Schaffensprozess ein Jahr. Entstan­den ist dabei ein faszinierendes, hyper­realistisches Abbild dieses weltberühmten Kreuzfahrtschiffes aus der Vogelperspekti­ve, die den 345 Meter langen Luxusliner auf einer drei Meter langen Acrylglasfläche ver­dichtet und konzentriert. Durch diese digi­tale Neukonstruktion schafft Brömmel eine neue Wahrnehmungsdimension, die dem menschlichen Betrachter sonst verborgen bleibt. Auf der einen Seite ermöglicht der Künstler eine Gesamtansicht, die so einem menschlichen Betrachter von einer Brücke nicht möglich wäre. Auf der anderen Seite faszinieren die filigranen Details auf dem Schiffsdeck, die erst durch eine Annähe­rung, ein Heranzoomen sozusagen, immer stärker bewusst werden. Die Schiffe, die Dirk Brömmel von oben fotografiert, ste­hen dabei gar nicht im Vordergrund, wie er selbst erklärt: „Es geht mir darum, das sichtbar werden zu lassen, was sich nor­malerweise vor dem Betrachter unsichtbar verbirgt.“ Aus dieser Motivation heraus sind in den letzten zwölf Jahren zahlreiche Werke kopfüber entstanden, die Brömmel selbst in fünf Kategorien fasst: Fracht­schiffe, Personenschiffe, Schiffe auf dem chinesischen Kaiserkanal, Gondeln in Venedig und schwimmende Märkte in Bangkok. Die 30 in Duisburg ausgestellten Werke bilden einen Querschnitt daraus. Die faszinierende Ausstellung ist noch bis zum 25. Oktober 2015 im Museum der Deutschen Binnenschifffahrt zu sehen.

Wer seinen Museumsbesuch auf der Friedrich-Ebert-Brücke startet und selbst ein paar Rheinschiffe kopfüber beobach­tet, der bekommt einen noch intensiveren Zugang zu den Werken von Dirk Brömmel.

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