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Gesundes Essen kinderleicht gemacht

Sabrin steigt auf einen silberfarbenen Tritthocker und beugt sich anschließend über einen Metalltisch. Die Siebenjährige greift ein Messer und schneidet eine Zucchini in kleine Scheiben. Auf der anderen Seite des Tisches kneten Kadar (9), Zoe (8) und Emely (8) mithilfe einer Maschine einen Teig. Anschließend formen sie aus der Masse kleine Brötchen und legen sie auf ein Backblech. Lilas (10) und Sabar (10) sollen für das Abendessen die Süßkartoffeln und den Brokkoli zubereiten. Doch bevor die beiden Mädchen zum Schneidemesser greifen, säubern sie die Zutaten mit einer Handdusche.

Jamil Maamo gibt seine Erfahrung als Koch weiter.

Jamil Maamo putzt derweil Hähnchenschenkel, mariniert das Fleisch und fettet eine Auflaufform ein. Der 40 Jahre alte Koch hat den Beruf in seiner Heimat Syrien gelernt, später sammelte er Erfahrung in einem Hotel auf den Seychellen. Seit 2015 lebt der Bürgerkriegsflüchtling mit seiner Familie in Neumühl. Beim von Pater Tobias Breer gegründeten Projekt LebensWert fand Maamo einen Job. Seit vier Jahren leitet er die Kinderlernküche der gemeinnützigen Organisation. Maamo schält, würzt und brutzelt mit Schülern aus Duisburg. „Und natürlich essen wir anschließend auch gemeinsam“, sagt der Koch.

Lilas (10) und Sabar (10) bereiten den Brokkoli zu.

Fast Food muss nicht sein

Zum Kochkurs gehören auch Theorieeinheiten. „Dort sprechen wir darüber, was es eigentlich bedeutet, gesund zu essen“, sagt Maamo. Er weiß, dass in vielen Familien häufig Fast Food auf dem Speiseplan steht. „Viele nehmen an, dass Hamburger und Pommes aus dem Schnellrestaurant vergleichsweise günstig sind“, sagt der Vater von drei Kindern. „Aber das stimmt nicht. Wir zeigen den Kindern, wie man mit wenig Aufwand leckere Gerichte zu einem kleinen Preis kochen kann.“

„Wir zeigen den Kindern, wie man mit wenig Aufwand leckere Gerichte zu einem kleinen Preis kochen kann.“

Jamil Maamo

Die sechs Mädchen erfahren heute zum Beispiel, dass eine frische Paprika reichlich Mineralstoffe und Vitamine beinhaltet. Sie sprechen mit dem Kursleiter aber auch über verschiedene Getreidesorten. „Wir backen unsere Körnerbrötchen mit Dinkelmehl“, sagt Kader. „Das ist viel gesünder als Weizenmehl.“ Jamil Maamo nickt. Er freut sich, wenn sich die Schülerinnen damit beschäftigen, was bei ihnen auf dem Teller landet. „Wichtig ist aber, dass auch die Eltern mitmachen“, sagt Maamo. „Wenn die Kinder das Gelernte in die Familien bringen, sind wir schon einen Schritt weiter.“

In der Kinderlernküche zaubern die Mädchen aus gesunden Zutaten eine leckere Mahlzeit:
Hähnchenschenkel mit Gemüse und Brat-Süßkartoffeln

In den Ofen und auf den Hof

Der Backofen in der Küche ist mittlerweile vorgeheizt. Maamo schiebt die große Auflaufform mitsamt Hähnchenschenkeln und Gemüse hinein. Das Gericht muss nun eine halbe Stunde garen. Die jungen Köchinnen vertreiben sich die Wartezeit und spielen im Hof.

Burakat Murad begleitet die Kinder mit nach draußen. Der 40-Jährige arbeitet als Pädagoge beim Projekt LebensWert und hilft Jamil Maamo bei den Kochkursen. „Wer will, kann sich einen Apfel aus der Küche nehmen“, sagt Murad. Emely und Sabar greifen zum Obst und beißen herzhaft hinein. Dass die Äpfel kleine Druckstellen haben, stört die Mädchen nicht. „Eine Regel in der Kinderlernküche lautet, dass wir keine Lebensmittel verschwenden“, sagt Murad. „Und deshalb werfen wir auch kein Obst weg, nur weil es nicht mehr ganz so schön aussieht.“

Großes Engagement

Sein Kollege schaut in den Ofen. Die Hähnchenschenkel glänzen nun goldbraun. „Ihr könnt euch langsam fertig machen zum Essen“, ruft Maamo nach draußen. Die sechs Mädchen flitzen in die Küche. „Das riecht aber wunderbar“, sagt Zoe. Sie wäscht sich die Hände und reiht sich dann zur Essenausgabe ein. Jamil Maamo legt ihr einen Hähnchenschenkel und Gemüse auf den Teller. „Ich hätte gerne noch etwas Paprika und Brokkoli“, sagt die Drittklässlerin – und bekommt einen Nachschlag. Die Gruppe geht in den Nachbarraum und isst zu Abend. Bald sind die Teller blitzeblank. Auch die selbstgebackenen Körnerbrötchen schmecken den Mädchen.

Mit Spaß gemeinsam lernen , was ein gesundes Essen ausmacht ...
... und nach dem Kochen gemeinsam essen.

Der Kursabend ist aber noch nicht vorbei. „Zum Kochen gehört auch das Saubermachen der Küche“, erklärt Jamil Maamo. Die Kinder räumen Geschirr und Besteck in die Spülmaschine. Und die Zutaten stellen sie wieder ins Regal und in den Kühlschrank. Maamo verabschiedet die Kinder. „Demnächst werden wir auch mal Schokoladenpralinen machen“, verrät der Koch. „Die sind dann aber viel gesünder als die aus dem Supermarkt – und vor allem leckerer.“

Kochkurs

Die Kurse der Kinderlernküche gehen jeweils über fünf Wochen à zwei Stunden. Für insgesamt zehn Stunden müssen die Eltern 15 Euro bezahlen, da sind alle Materialien, der Unterricht und die Betreuung mit inbegriffen.


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