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Dienstags ist Spieletag

Im Duisburger Spieletreff sitzen Studenten mit Rentnern zusammen. Die Leidenschaft für Brettspiele vereint sie. „Monopoly“ kommt aber nicht auf den Tisch.

Fabian Selbach kratzt sein Geld zusammen. Die Arbeiter verlangen ihr Gehalt. Deshalb drückt Fabian Selbach drei Silbermünzen ab. So sehen es die Regeln vor in Magoria, in der Stadt der Magie. Hier wandert Fabian Selbach umher, erlebt Zaubershows und nimmt teil am großen Wettbewerb um den wertvollen Kristall.

Gewachsene Spielesammlung

In einer Pause erzählt der Mülheimer, warum er dienstags ab 19 Uhr gerne den Duisburger Spieletreff besucht. „Meine Frau und ich spielen unheimlich gerne“, sagt Fabian Selbach. „Dabei lernen wir gerne andere Spiele und andere Leute kennen.“ Klassiker wie „Monopoly“ kommen ihm aber nicht auf den Tisch. „Das ist doch langweilig“, sagt er. „Wenn man früh rausfliegt, kann man vier Stunden lang zuschauen, wie die anderen würfeln und im Kreis laufen.“ Fabian Selbach mag es etwas komplexer und hat ständig Lust auf etwas Neues. Die familiäre Spielesammlung wächst.

Lässt sich nicht in die Karten schauen: Frank Riemenschneider (2. v. r.) sitzt mit Jochen Peters (2. v. l.) am Spieletisch.

„Eigentlich hatten wir uns ein Limit bei 100 Spielen gesetzt“, sagt Fabian Selbach. „Jetzt sind wir schon bei 200 angekommen.“

André Bick ist längst in andere Dimensionen vorgestoßen. In der Wohnung des Duisburgers stapeln sich 780 Spiele. Einen Teil davon bringt er dienstags mit ins Jugendzentrum. André Bick hat den Spieletreff ins Leben gerufen. 2013 war das. „Ich war schon als Kind ein begeisterter Spieler und wollte das Hobby nun mit anderen teilen“, erzählt der 46-Jährige, auf dessen T-Shirt „Spiel-Enthusiast“ steht.

„Natürlich setzt man sich an den Tisch, um zu gewinnen. Aber der Spaß am Spielen steht im Vordergrund.“

Jochen Peters

Anfangs hatte der Informatiker zum Spieleabend noch in sein Wohnzimmer eingeladen – über ein Internetportal. Kurz darauf standen fünf wildfremde Menschen bei ihm vor der Tür. André Bick veranstaltete bald Themenabende. So holte er einmal alle seine Spiele, bei denen Piraten auftauchen, hervor. Die Resonanz stieg. Bald war André Bicks Wohnzimmer zu klein geworden. Der Organisator suchte nach einem neuen Raum – und fand diesen im Jugendzentrum am Neudorfer Markt.

Am Dienstag wird es voll im ZAP.

Dort haben sich heute Abend mehr als 30 Spieler eingefunden. Studenten sitzen mit Frauen und Männern im Rentenalter am Tisch. Neue Besucher unterhalten sich mit Stammgästen. So verschieden die Gäste sind, so sind es auch die Spiele. André Bick sitzt in der „Hellboy“-Runde. Es geht im Spiel um die Comicfigur mit den Teufelshörnern. „Das ist ein kooperatives Spiel, bei dem man gemeinsam Missionen erledigt und versucht, im Kollektiv zu gewinnen“, erklärt André Bick.

Faire und angenehme Athmosphäre

Verbissenheit und fiese Tricks sind im Duisburger Spieletreff ohnehin fehl am Platz. Dass ein schlechter Verlierer die Spielfiguren vom Brett fegt, droht nicht. Es herrscht eine angenehme Atmosphäre. Die gefällt auch Karo Skrzipietz. Sie ist heute zum ersten Mal dabei, hat im Spiel „Flügelschlag“ die Rolle einer Vogelliebhaberin übernommen. „Hat Spaß gemacht“, sagt die Frau aus Kamp-Lintfort beim Zusammenpacken. „Vielleicht komme ich demnächst wieder.“

„Ich war schon als Kind ein begeisterter Spieler und wollte das Hobby nun mit anderen teilen.“

André Bick
André Bick (r.) grübelt bei „Hellboy“ über die richtige Strategie.

Semper ludens

Es ist mittlerweile 22 Uhr, der Raum leert sich langsam. Jochen Peters hat aber noch Lust auf eine Runde „Die Quacksalber von Quedlinburg“. Er tritt in einen Wettstreit der Wunderheiler und braut Tränke zusammen. Die Zutaten stecken in einem Beutel, aus dem die Mitspieler abwechselnd Plättchen ziehen. Die Tränke bringen Siegpunkte ein. Wer am Ende die meisten hat, entscheidet das Spiel für sich. Das ist für Jochen Peters nebensächlich. „Natürlich setzt man sich an den Tisch, um zu gewinnen“, sagt der 39-Jährige. „Aber der Spaß am Spielen steht im Vordergrund.“ Sein Motto trägt Jochen Peters auf dem T-Shirt. Inmitten eines bunten Designs aus Würfeln, Spielkarten, Schachfiguren und Joystick stehen die Worte „semper ludens“ – das ist Lateinisch und bedeutet „immer spielend“.

Fabian Selbach studiert die Regeln.

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